Eine Ära geht zu Ende – Niko Koutroubis im Abschieds-Interview
Niko Koutroubis wurde für die Saison 2015/2016 von der FFC-Vereinsführung verpflichtet, um den direkten Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga Süd perfekt zu machen. Nun verlässt der langjähriger Cheftrainer der 1. Mannschaft nach sechs Jahren den 1. FFC Niederkirchen und macht Platz für neue Impulse. Im Interview haben wir viel über seine Erlebnisse während der vergangenen Spielzeiten, seinen Abschied und seine Zukunftspläne erfahren.
Niko, sechs Jahre sind eine lange Zeit. Wie hast du die Zusammenarbeit mit deinem Team und auch mit der Vereinsführung empfunden?
In allererster Linie war es für mich sehr schön, dass ich sechs Jahre größtenteils mit der gleichen Mannschaft arbeiten konnte – viele Spielerinnen sind dem Verein sehr treu und das zeigt auch, dass beim FFC Zusammenhalt und Herzblut groß geschrieben werden. Wir wurden immer wieder durch Nachwuchsspielerinnen aus den eigenen Reihen verstärkt, konnten aber auch von außen einige Neuzugänge verzeichnen. Die Entwicklung meiner Spielerinnen zeigt mir, dass wir doch ziemlich viel richtig gemacht haben. Die Zusammenarbeit mit Anja Marx und der gesamten Vereinsführung sowie den restlichen Mitarbeitern beim FFC war sehr angenehm, jeder hatte immer ein offenes Ohr und es gab einen ehrlichen und respektvollen Austausch.
Auf welche Erfolge mit deinem Team kannst du voller Stolz zurückblicken?
Wir haben direkt in der ersten gemeinsamen Saison den Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga geschafft, das war schon ein tolles Erlebnis. Außerdem gelang uns dann anschließend der Klassenerhalt. Nachdem die 2. Frauen-Bundesliga eingleisig wurde mussten wir wieder in der Regionalliga Südwest antreten, konnten dann aber nach zwei Jahren erneut aufsteigen. Aber Erfolg sind ja nicht nur irgendwelche Tabellenplätze, sondern auch die Entwicklungen der Spielerinnen, an denen ich maßgeblich Einfluss hatte und die ich auf ihrem Weg habe begleiten dürfen.
Wo Erfolg ist, da ist auch Schatten. Gab es auch Rückschläge, die du und deine Mannschaft einstecken mussten?
Ja, klar. Wie bereits erwähnt wurde die 2. Frauen-Bundesliga nach der Saison 2018/2019 eingleisig. Die Zeit davor war ziemlich heftig, wir haben alles gegeben uns sportlich dafür zu qualifizieren, was uns letztlich leider nicht gelungen ist. Aber es ging dann ja auch wieder bergauf.
Deine letzte Saison hier beim FFC war coronabedingt ganz anders als sonst. Wie siehst du das?
Ja, sicherlich bleibt die Saison 2020/2021 in besonderer Erinnerung für mich. Einerseits weil es die letzte war, andererseits, weil wir unter ganz anderen Voraussetzungen in die Spielzeit starten musste. Eine gute Vorbereitung in eine Saison ist das A und O und nun haben unsere Spielerinnen gemerkt, dass Fitness und eine gute körperliche Voraussetzung sehr wichtig sind, um zu bestehen. Eventuell hat sich dadurch die Einstellung der Spielerinnen nochmals geändert und die Prioritäten werden künftig anders gesetzt, sodass noch ein paar Prozentpunkte mehr Engagement auf dem Programm stehen.
Ein Abschied ist immer schwer. Gibt es bestimmte Momente, an die du dich besonders gerne zurückerinnerst?
Lacht. Es gab viele schöne Momente in der ganzen Zeit. Ich habe unglaublich viele tolle Menschen kennengelernt und durfte sehr viele talentierte Spielerinnen auf ihrem Weg begleiten. Das prägt einen als Trainer schon ungemein. Und ja, der Abschied fällt mir schwer. Wenn es nicht so klischeehaft klingen würde, müsste ich jetzt sagen, dass ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge zu neuen Ufern aufbreche.
Dein „lachendes Auge“ sieht sicherlich die kommende Veränderung beim FFC und den damit einhergehenden neuen Impuls durch den neuen Trainer, oder?
Ja, genau. Mit Marco Thürer hat der FFC einen erfahrenen Trainer engagiert, der die Mädels nochmals weiterentwickeln wird. Es ist wichtig nach so vielen Jahren neue Impulse zu setzen und das sehe ich hier als gegeben. Immerhin gibt es Spielerinnen, die aus der Jugend in die Aktivität kamen und nur mich als Trainer kennen. Da wird es Zeit, dass diese auch mal ein anderes Gesicht sehen und neue Anstöße bekommen. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen, dass es den Mädels und Marco gelingt direkt wieder in die 2. Frauen-Bundesliga aufzusteigen. Ich werde das sicherlich alles weiterverfolgen und weiß, dass die Tür für mich hier immer offen steht.
Was wird dir am meisten fehlen?
Für mich geht nach sechs Jahren ein kleines Stück Heimat verloren. Das ist schon ein komisches Gefühl. Die Gespräche mit Anja Marx und den Verantwortlichen, die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam und der Geschäftsstelle und meine Mannschaft werde ich sehr vermissen. Was bleibt sind ganz tolle Erinnerungen und ein Verein, der für immer in meinem Herzen bleiben wird. Aber ich freue mich jetzt auch auf meine neue Aufgabe und darauf, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann.
Apropos neue Aufgabe. Wie geht es jetzt sportlich für dich weiter und was hat dich zu dieser Entscheidung bewogen?
Mein neuer Heimathafen heißt ab der kommenden Saison SV Hegnach. Ich habe eine Frau und zwei kleine Kinder, mit denen ich in der Vergangenheit nicht ganz so viel Zeit habe verbringen können. Demnach waren die Nähe zu meiner Familie und der aufstrebende Stand des Vereins ausschlaggebend für diese Entscheidung. Es hat mit den Menschen dort gut gepasst, mein Gefühl war ein gutes, so wie es damals in Niederkirchen war. Dort werde ich zur kommenden Saison eine Doppelfunktion einnehmen und sowohl die sportliche Leitung bei der 1. Herren-Mannschaft als auch bei den Frauen übernehmen, die jetzt sogar in die Frauen-Regionalliga Süd aufgestiegen sind.
Was wünschst du deinem ehemaligen Team und dem Verein für die Zukunft?
Ich wünsche allen beim 1. FFC Niederkirchen von Herzen alles Gute. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft unter normalen Umständen und ohne viele Verletzungen in der kommenden Saison die Meisterschaft in der Regionalliga wieder perfekt machen kann und drücke ihnen für all ihre Vorhaben die Daumen. Die Mannschaft hat sehr viel Potential und Marco Thürer ist für den weiteren Weg des FFC perfekt geeignet - ich werde das alles verfolgen und mich hin und wieder mal blicken lassen.
Niko, vielen lieben Dank für die tollen letzten sechs Jahre und deine offenen Worte über deinen Abschied. Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest?
Ich möchte mich auch für die schöne und ereignisreiche Zeit in Niederkirchen bedanken. Ich kann nur Positives über die Mädels, die Vereinsführung und das familiäre Umfeld in Niederkirchen berichten. Danke an diese unglaublich tolle Mannschaft, den tollen Zusammenhalt und alles was ich habe in Niederkirchen erleben dürfen. Danke!
Niko, wir wünschen dir auf deinem weiteren Weg alles Gute und unsere Tür steht immer offen für dich! Vielen Dank!