Interview mit Torwarttrainer Steffen Tretter

Im Hinblick auf den Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga, der seit Mittwoch offiziell bestätigt ist, freuen wir uns, dass uns Steffen Tretter auch in der kommenden Saison als Torwarttrainer weiterhin zur Verfügung stehen wird. Mit der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs nach der Corona-Zwangspause sind natürlich auch unsere Torhüterinnen unter Einhaltung der Schutz- und Hygieneregeln ins Torwarttraining zurückgekehrt und die Vorbereitungen auf die Saison 2020/2021 laufen auf Hochtouren. Die Arbeit mit den Torhüterinnen der aktiven Mannschaften sowie der U17 bildet einen wichtigen Eckpfeiler unserer Vereinsarbeit. Steffen Tretter beantwortete uns in einem Interview wichtige Fragen zu seiner Person und seiner Torwartschule „Jumpzone“ – außerdem ging es im Detail um seine Arbeit bei unserem FFC und um das Vorhaben eine Hochburg der Torwartarbeit in Niederkirchen aufzubauen.

 

Steffen, wir hatten schon in den Jahren 2010-2014 die Ehre mit dir arbeiten zu dürfen und du bist seit März 2018 wieder in Sachen Torwarttraining für uns aktiv. Was hat dich dazu bewogen auch in der kommenden Saison 2020/2021 Teil der FFC-Familie sein zu wollen?

In allererster Linie fühle ich mich hier in Niederkirchen sehr wohl und die Kommunikation mit den Verantwortlichen des FFC läuft jederzeit problemlos ab. Auch in den Jahren nach meiner ersten Torwarttrainertätigkeit stand ich in einem regen Austausch mit der Vereinsführung und so war es möglich nach dem verletzungsbedingten Ausfall vom vorherigen Torwarttrainer sofort wieder einzuspringen. Ich werde jederzeit in allen meinen Vorhaben super unterstützt und da macht das Arbeiten in Niederkirchen einfach sehr viel Spaß. Ich muss auch sagen, dass die Zusammenarbeit mit dem gesamten Trainerteam um Niko Koutroubis durch ein blindes Vertrauen gestützt wird. Auf der einen Seite tausche ich mich jederzeit mit Niko und Tina aus, um die trainierten Elemente im Torwarttraining unter besten Voraussetzungen im Mannschaftstraining umzusetzen. Auf der anderen Seite hat der FFC-Athletiktrainer Rolf Freymüller immer wieder sehr gute Ideen, die in mein Torwarttraining miteinfließen. Darüber hinaus herrscht auch zwischen mir und dem Trainer der B-Juniorinnen eine sehr gute Harmonie – das macht den Spaß und den Erfolg aus!

 

Die hervorragende Zusammenarbeit mit dir und den Verantwortlichen bzw. dem Trainerteam in Niederkirchen scheinen sich wie ein Puzzlestück zu einem gut funktionierenden Gesamtbild zusammenzufügen. Aber wie sieht es mit den Torhüterinnen in Niederkirchen aus?

Die Torhüterinnen und ich haben einen sehr guten Draht zueinander und die gemeinsame Kommunikation über Stärken, Schwächen, Entwicklungsschritte oder ähnliches bilden eine gute Basis für eine funktionierende Zusammenarbeit. Wir lachen viel im Training, verlieren dabei aber nie die Ernsthaftigkeit und das Ziel aus den Augen. Alle Torhüterinnen arbeiten sehr konzentriert und es macht Spaß zu sehen, wie gut sie sich entwickelt haben. Gerade im Hinblick auf den geschafften Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga gilt es hier weiterhin hart an sich zu arbeiten und ich möchte in Niederkirchen auch in der Saison 2020/2021 dazu beitragen, sehr gute Torhüterinnen auszubilden und diese stets weiterzuentwickeln.

 

Wir befinden uns derzeit in einer außergewöhnlichen Situation, wie es sie so noch nie gegeben hat. Wie hast du den Corona-Lockdown empfunden und was hast du die ganze Zeit gemacht?

Die vergangenen Wochen waren sehr hart. Von jetzt auf gleich standen wir alle vor einer mir bislang unvorstellbaren Situation. Anfangs war an den normalen Fußball-Alltag nicht zu denken und ich musste das Ostercamp in meiner Torwartschule absagen. Ich habe die Zeit genutzt, um organisatorische Dinge in Angriff zu nehmen - Trainingspläne und Dateien wurden überarbeitet, ich habe Kontakte zu Torwarttrainern in der Bundesliga bis hin zur Regionalliga gepflegt und stand mit ihnen über Telefonkonferenzen stets im Austausch. Außerdem habe ich noch Videos geschnitten und Bilder bearbeitet. Aber auch privat habe ich gelernt, ganz alltägliche Dinge, wie mit meiner Frau und den Hunden lange Spaziergänge zu unternehmen, wieder zu wertschätzen. In einer solchen Ausnahmesituation nimmt man solche alltäglichen Dinge plötzlich ganz anders wahr.

 

Seit knapp 3 Wochen ist es unter strenger Einhaltung von Schutz- und Hygienemaßnahmen wieder möglich auf dem Rasen zu trainieren. Wie unterscheidet sich deine Arbeit in der derzeitigen Situation mit dem „normalen Torwarttraining-Alltag“?

Nach den ersten Lockerungen konnte ich mit einem Spieler nach Rücksprache mit dem SV Obersülzen, der Verbandsgemeinde und dem Ordnungsamt wieder auf den Platz. Ich bekam für meinen Hygieneplan grünes Licht und so lief alles nach und nach wieder an. Auch in Niederkirchen wurde nach der Ausarbeitung eines Hygienekonzeptes der Trainingsbetrieb langsam wieder hochgefahren. Auch wenn wir endlich wieder trainieren dürfen unterscheidet sich dieses Training massiv vom „normalen Torwarttraining-Alltag“. Es ist ein viel intensiveres Training und in den ersten beiden Wochen lag das Hauptaugenmerk auf den Grundtechniken, in der dritten Woche dann auf dem Bereich der Koordination und dem kognitiven Training.

 

Wie du bereits oben erwähnt hast kommt in Sachen Training langsam, aber sicher wieder etwas mehr Normalität auf. Welches Fazit ziehst du aus der bisherigen Zusammenarbeit zwischen dir und den Torhüterinnen und wie sieht deine künftige Arbeit im Hinblick auf den Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga aus?

In Bezug auf meine Arbeit in Niederkirchen mit den Torhüterinnen der aktiven Mannschaften kann ich sagen, dass sich Nicole Vuk in den vergangenen zwei Jahren eine sehr gute Leistungssteigerung erarbeiten konnte - aber auch Alina Kraus und Kim Stricklan, die erst seit vergangenem Sommer in Niederkirchen sind, konnten sich sehr steigern, auch wenn hier noch etwas Luft nach oben ist. Nach dem Lockdown haben wir jetzt erst einmal miteinander trainiert und an den Grundtechniken gearbeitet. Konditionell und im athletischen Bereich sind alle hervorragend drauf und die Arbeit macht viel Spaß. Im Hinblick auf den Wiederaufstieg müssen wir die Zeit zur Vorbereitung auf die neue Saison sinnvoll nutzen und im kognitiven Bereich und an der Torwartkoordination arbeiten. Im Bereich der Athletik steht der Athletiktrainer des FFC, Rolf Freymüller, immer unterstützend zur Seite. Aber auch im Bereich der Juniorinnen konnten wir in der Vergangenheit schon große Fortschritte erzielen und ich werde zusammen mit Leonie Kremer und Tara Herrmann weiterhin an deren Stärken und Schwächen arbeiten.

 

Wie du mir in dem Gespräch über deine bisherigen Stationen erzählt hast, läuft dein Vertrag bei der TSG Hoffenheim, bei der du die Torhüterinnen der U17 Bundesliga-Mannschaft trainierst, zum 30.06.2020 aus. Wie wird es dort für dich weitergehen?

Obwohl mir die Arbeit in Hoffenheim unter anderem mit der U17 Nationaltorhüterin, Laura Dick, sehr viel Spaß macht, habe ich mich bereits im Januar dieses Jahres gegen eine Verlängerung in Hoffenheim entschieden. Der Aufwand dort ist sehr hoch und ich möchte mich in der Zukunft mehr um meine Torwartschule kümmern und diese weiter auf- und ausbauen. Außerdem habe ich vor, mich in Niederkirchen mehr in die Entwicklung der Torhüterinnen einzubringen. In Zusammenarbeit mit der Vereinsführung des FFC in Niederkirchen haben wir uns einige Ziele gesetzt, dies es gilt umzusetzen.

 

Du hast also deinen Vertrag bei der TSG Hoffenheim nicht verlängert, weil du dich zum einen gerne mehr deiner Torwartschule widmen und zum anderen in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des 1. FFC Niederkirchen das Torwarttraining dort weiter ausbauen möchtest. Welche Ziele werden beim FFC in naher Zukunft angestrebt?

Genau, nachdem das große Ziel mit dem Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga erreicht wurde, möchte ich mit meiner Arbeit weiter dazu beitragen erfolgreichen Fußball zu spielen – und dazu gehören top ausgebildete Torhüterinnen. Wir werden, wenn sich am Kader in Niederkirchen nichts mehr ändern sollte, mit Nicole Vuk und Alina Kraus in die Runde starten. Kim Stricklan ist zwar weiterhin an Board, wird aber beruflich des Öfteren verhindert sein. Wichtig ist es alle Torhüterinnen der 1. und 2. Mannschaft sowie der U17 ins Torwarttraining zu integrieren, aber auch ein spezielleres Torwarttraining für die beiden Torhüterinnen der A-Mannschaft anzubieten. Es soll also einerseits ein intensiveres Training geben, um stetig Entwicklungsschritte zu machen und andererseits in der Gruppe alle anderen langsam an die 1. Mannschaft heranzuführen. Immerhin ist die 2. Frauen-Bundesliga eine ganz andere Hausnummer als die Regionalliga Südwest und hier steht noch einiges an Arbeit an.

Ein weiteres, vielleicht sogar übergeordnetes Ziel wird es sein in Niederkirchen eine Art Torwarthochburg aufzubauen. Hierzu wird es immer wieder Sichtungstrainings geben, die auch jetzt schon unter Einhaltung der Corona-Auflagen möglich sind. Interessierte Torhüterinnen können sich jederzeit anmelden – wichtig ist, dass bereits Torhüterinnen im Jugendbereich die Grundtechniken sauber trainieren, damit die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung und Etablierung im Aktivitätsbereich gewährleistet wird. Es gibt also noch einiges zu tun und ich freue mich, dass ich mein Wissen und mein Herzblut eine weitere Saison in die Ausbildung von Top-Torhüterinnen beim 1. FFC Niederkirchen investieren darf.

Zur Person: Steffen Tretter

Der 56-jährige Pfälzer, der bereits zwischen 2010 und 2014 mit den Torhüterinnen des 1. FFC Niederkirchen in der 2. Frauen-Bundesliga gearbeitet hat, hat in seiner langjährigen Tätigkeit als Torwarttrainer schon einiges erlebt. Nachdem er im Jahr 2017 im Rahmen der Eröffnung der Fußballschule des 1. FC Kaiserslautern das Angebot annahm, die dort ansässige Torwartschule zu leiten, kam ihm die Idee wieder etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Im März 2018 erfüllte er sich mit der Torwartschule „Jumpzone“ beim SV Obersülzen diesen Traum und weitete sein Angebot beim TSV Eppstein aus. Durch das verletzungsbedingte Ausscheiden des FFC-Torwarttrainers, Stefan Lautenbach, sprang Tretter im April 2018 als „Rent-a-Coach“-Torwarttrainer in Niederkirchen ein und ermöglicht den FFC-Torhüterinnen mit regelmäßigen Einheiten bis heute eine sukzessive Weiterentwicklung. Im Januar und im Februar dieses Jahres, nahm er zusätzlich das Angebot an, im Rahmen des ProSoc College Showcase bei der Sportschule Hennef das Torwarttraining zu leiten. Neben der Torwarttrainertätigkeit beim 1. FFC Niederkirchen und in der Torwartschule „Jumpzone“ arbeitet er aktuell auch mit den Torspielern des VfR Frankenthal und bis Ende Juni 2020 mit den Torhüterinnen der U17 Bundesliga Mannschaft der TSG Hoffenheim, zu der auch die U17-Nationaltorhüterin Laura Dick gehört.

Hier geht's zur Homepage der Torwartschule "Jumpzone" von Steffen Tretter:
https://www.torwartschulejumpzone.com/

Zurück